Heute ist Halbzeit im Wittelsbacher Schloss!

Seit gut einer halben Stunde ist die 4. Runde unseres Freundschachts-Opens in vollem Gange. Fast alle Spielerinnen und Spieler haben sich mittlerweile an ihren Brettern eingefunden und die ein oder andere Partie ist auch bereits wieder beendet. Wir nehmen euch wieder mit auf einen kleinen Streifzug durch den großen Saal.

Am Spitzenbrett treffen mit FM Vadim Lavrinenkov und IM Yevgeniy Roshka zwei von insgesamt nur noch sieben Spielern mit der maximalen Punkteausbeute aufeinander. Zur Debatte steht modernes Benoni; bislang bewegen sich die Kombattanten noch auf wohlbekannten Pfaden.

Modernes Benoni ist ebenfalls das Thema an Tisch 2, hier allerdings mit vertauschten Farben. FM Sebastian Böhme wählt einen etwas anderen Aufbau als FM Lavrinenkov. Er und sein Gegner GM Bryan Smith werden gewiss im Bilde sein, wo das weiße Mehrtempo einen Unterschied machen könnte.

IM Soham Das scheint Uli Weller an Brett 3 mit der Wahl des Alapin-Sizilianers überrascht zu haben. Für seinen 2. Zug investiert Schwarz bereits einige Bedenkzeit.

An Tisch 8 steht zwischen dem Liechtensteiner Teilnehmer Andrew Heron und Felix Herbst aus Augsburg eine Philidor-Verteidigung zur Disposition, dazu noch die Version mit frühem Damentausch auf d8. Wer nun ein langsames Positionsspiel erwartet hatte, dürfte sich allerdings getäuscht sehen, denn Andrew opfert nach zehn Zügen bereits eine Figur für einen Bauern. Für diese Investition hat er eine Qualität in Aussicht; zudem kann sich der schwarze König auf d8 ob des weißen Td1 und allgemeinen weißen Entwicklungsvorsprungs eher nicht recht wohlfühlen.

Ein frühes weißes Figurenopfer im Philidor.

Brett 10 sieht eine moderne Interpretation des populären Londoner Systems zwischen Wolfgang Koelbl und IM Thomas Reich. Der Meister entkorkt hier im 11. Zug das Manöver Ke8-f8, das sonst wohl doch eher selten unterkommt. Man darf gespannt sein, welche Wendungen diese Partie noch nehmen wird.

An Tisch 31 zwischen Peter Hahn und dem DWZ-losen Leon Fellner bringt Letztgenannter über Zugumstellung eine Variante des Wolga-Gambits aufs Brett. Diese Eröffnung ist ja bekannt für ihre schachlichen Untiefen und es wird sich sicher lohnen, diese Begegnung im Auge zu behalten.

Im Aufeinandertreffen zweier Jugendspieler, Arthur Sitnik und Theodor Nickel, an Brett 49 hat Arthur seinen Kontrahenten mit einer Nebenvariante der Wiener Partie offenkundig überrascht. Nach fünf Zügen steht hier bereits ein sattes Zeitplus von einer halben Stunde zu Buche.

Ein Zukertort-Réti-System gibt es an Brett 55 zu sehen. Dominic Auerbach hat bereits den typischen Vorpostenspringer auf e5 installiert und mit seinem f-Bauern unterstützt. Ob Valentino Fendt die in dem scheinbar unambitionierten weißen Aufbau lauernden Gefahren bewusst sind? Wir bleiben dran.

Am Spitzenbrett haben sich taktische Verwicklungen ergeben, infolge welcher Schwarz den weißen Zentralbauern e4 gewinnen konnte. Bei Weiß hängt zudem eine Qualität auf f1, doch IM Roshka hat keine Eile, sich zu bedienen, sondern gießt am Damenflügel weiter Öl ins Feuer. FM Lavrinenkov scheint hier bereits früh in Schwierigkeiten zu stecken.

GM Smith hat nach zehn Zügen bereits eine halbe Stunde weniger auf der Uhr als FM Böhme. Objektiv dürfte hier noch nicht viel passiert sein, doch könnte sich der Zeitverbrauch im Laufe der Partie noch bemerkbar machen.

Uli Weller hat sich nach reiflicher Überlegung für den Zug 2…Sf6 entschieden. Nun steht eine normale Stellung dieser Variante auf dem Brett, in der sich viel um den weißen Isolani auf d4 drehen wird.

Thomas Reichs König, zwischenzeitlich auf e7 aufgetaucht, ist soeben wieder nach f8 zurückgekehrt. Weiß besitzt deutlichen Raumvorteil, aber die schwarze Stellung ist sehr fest und am Königsflügel fehlt ein weißer Bauernhebel. Hier kann man sich leicht festlaufen und dann am anderen Flügel in einen Konter geraten.

Leon Fellners Schuss mit dem Wolga-Gambit scheint einigermaßen nach hinten losgegangen zu sein. Sein König befindet sich mittlerweile auf d6, dem Wirbel der weißen Leicht- und Schwerfiguren ausgesetzt. Das sieht sehr gefährlich für den Nachziehenden aus.

So hatte Schwarz das sicher nicht geplant…

An Tisch 49 überlegt inzwischen auch Weiß. Schwarz hat einen Mehrbauern, doch ist dieses Opfer Teil des Plans in dieser Variante, die auch dem Berichterstatter vertraut ist. Die Stellung auf dem Brett ist objektiv für Weiß deutlich vorteilhaft, doch muss man das in einer praktischen Partie natürlich erst noch nachweisen. Die Initiative liegt jedenfalls bei Arthur Sitnik.

An Brett 55 musste Valentino Fendt seine Königsstellung mit dem Zug g7-g6 schwächen. Weiß hat dazu einigen Raumvorteil, doch ist sein Lb2 aktuell nur ein großer Bauer und der Bauer auf zumindest theoretisch rückständig. Dominic Auerbach wird hier sehr wahrscheinlich auf einen Königsangriff setzen; seien wir gespannt, wie er ihn vortragen wird.

In der Spitzenbegegnung konnte Schwarz nach dem Qualitätsgewinn Material tauschen und seinen Vorteil so weiter ausbauen. Vadim Lavrinenkov hat genug gesehen und gibt sich bereits nach 1,5 Stunden geschlagen. Ein überzeugender Sieg von IM Yevgeniy Roshka, der mit 4/4 vorerst die Tabellenführung übernimmt.

Das Ende der Begegnung am Spitzenbrett.

FM Böhme nennt an Tisch 2 das Läuferpaar sein Eigen und hat außerdem weiterhin 20 Minuten Zeitvorteil. Die Damen sind inzwischen getauscht; stark ist der weiße Fianchettoläufer auf g2, der den schwarzen Damenflügel dominiert.

Uli Weller hat gegen IM Soham Das e6-e5 durchgesetzt. Hier könnten in Kürze einige Abtäusche erfolgen, so die Kombattanten dies wünschen.

An Brett 8 spielt Weiß inzwischen mit drei Bauern gegen den schwarzen Springer, bei beiderseits noch zusätzlich jeweils einem Turm und vier Bauern. Der versprengte schwarze Bauer auf b4 fungiert im Moment noch als eine Art Wellenbrecher gegen die drohende weiße Bauernwalze am Damenflügel.

IM Reichs König ist inzwischen erneut auf e7 gelandet. Wolfgang Koelbl hat kühn eine Figur gegen drei Bauern geopfert, um auch ohne Bauernhebel den Königsflügel aufzureißen. Allerdings mangelt es Weiß dort womöglich etwas an Feuerkraft. Wenn Schwarz seinen Monarchen zum Damenflügel hin evakuieren kann, sollte sich die Figur bald bemerkbar machen.

Nach g8 zurückgekehrt ist indes Leon Fellners König an Tisch 31. Der Preis dafür waren allerdings Qualität und Bauer, was Peter Hahn wohl nach Hause spielen wird.

An Brett 49 hat Weiß eine vielversprechende Fortsetzung gefunden und ist weiter am Drücker. Schwarz ist mittlerweile bei unter 30 Minuten plus Inkrement für noch knapp 30 Züge bis zur Zeitkontrolle angekommen. Dass die Partie so lange dauern wird, erscheint jedoch wenig wahrscheinlich.

Dominic Auerbach konnte seinen schlechten Lb2 loswerden, Valentino Fendt seinen Großbauern auf b7 hingegen nicht. Einen Bauern hat Schwarz mehr, doch schlägt es just in diesem Moment auf e6 ein, mit verheerenden Konsequenzen: Matt oder Damenverlust. Vor diese betrübliche Wahl gestellt, hisst Valentino die weiße Flagge und gratuliert seinem Gegenüber zum Sieg.

Nach 25.Sxe6+! gingen bei Schwarz die Lichter aus.

GM Smith hat an Tisch 2 inzwischen einen Bauern gewonnen und aktives Figurenspiel. Der weißfeldrige Läufer ist dem Schwarzfelder seines Gegenübers augenscheinlich überlegen. Man darf gespannt sein, wie Sebastian Böhme hier fortsetzen wird.

Soham Das hat an Brett 3 bis auf zehn Minuten seine gesamte Restbedenkzeit investiert, bevor er sich nach Uli Wellers Vorstoß e6-e5 zu 12.Lg5 entschließt. Was mag der IM ausgebrütet haben? Hier werden sich die Geschehnisse in der nächsten Zeit zwangsläufig schneller entwickeln müssen.

Hier dachte IM Soham Das ausgiebig nach, bevor er zu 12.Lg5 griff.

An Tisch 8 hat sich am Meterialverhältnis nichts verändert. Weiß hat eine Freibauern auf c2 und am Königsflügel weiteres Freibauernpotential. Schwarz hält mit seinem Springer dagegen.

Wann immer der Berichterstatter das Brett von IM Reich aufsucht, steht dessen König auf einem anderen Feld. Diesmal ist es e8, wohin sich die schwarze Majestät verfügt hat. Ein Turmpaar wurde mittlerweile abgetauscht; nun brauchen beide Seiten einen Plan, wie es weitergehen soll.

Peter Hahn setzt Leon Fellners König, mittlerweile auf g6 angekommen, schwer zu. Auch der weiße Freibauer auf c5 treibt Schwarz gewiss Sorgenfalten auf die Stirn. Hier dürfte die Messe bald gelesen sein.

An Brett 49 hat sich der Pulverdampf verzogen: Weiß ist aus den Verwicklungen mit einer gesunden Mehrfigur hervorgegangen. Die Verwertung seines Vorteils sollte für Arthur Sitnik nun nur noch eine Frage der Technik sein.

Eine glatte Mehrfigur bei Sitnik – Nickel.

Bryan Smith wickelt in ein Turmendspiel mit einem gedeckten Mehrfreibauern ab. Das sieht gut aus für Weiß.

Uli Weller nimmt sich nun auch Zeit, um sich im Variantendschungel zurechtzufinden. IM Das ist inzwischen bei 8½ Minuten Restbedenkzeit für 25 Züge angekommen, in komplexer Stellung.

Andrew Heron spielt ein Endspiel mit drei Freibauern, davon zwei verbundene, und Turm gegen Springer und Turm von Felix Herbst. Hier kann nur noch Weiß gewinnen, doch einfach wird es nicht.

IM Reichs König steht wieder auf e7. Mittlerweile sind die Schwerfiguren vom Brett verschwunden und Weiß hat einen vierten Bauern für die geopferte Figur gewonnen. Wolfgang Koelbl wirkt hochkonzentriert, drückt sogar die Uhr vom unbesetzten Nachbarbrett anstelle seiner eigenen. Bahnt sich hier eine Überraschung an?

Peter Hahn knüpft ein Mattnetz um Leon Fellners König und fährt einen überzeugenden Sieg ein. Damit kommt er auf 3/4 Punkten.

Arthur Sitnik wickelt in ein leicht gewonnenes Bauernendspiel ab. Das wird nicht mehr lange dauern.

Und da ist es amtlich: Arthur besiegt Theodor und steht nunmehr bei einer Punkteausbeute von 50 Prozent.

Ebenfalls beendet ist die Partie an Tisch 8: Hier wurde kurz vor der Zeitkontrolle soeben das Remis unterschrieben. Beide Kombattanten gehören mit 3/4 nun zur erweiterten Verfolgergruppe.

GM Smith treibt humorlos seine Bauern nach vorne. Sein Sieg dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein.

Und da ist es vorbei, Bryan Smith zieht mit Yevgeniy Roshka gleich. Beide haben nun 4/4.

Die Endstellung bei GM Smith – FM Böhme.

IM Das lebt nun praktisch nur noch von seinem Inkrement, Uli Weller hat noch gut zehn Minuten auf der Uhr. 20 Züge sind noch zu spielen, die Stellung ist nicht einfach, Weiß hat aber einen Mehrbauern erspielt. Zuschauen lohnt sich!

IM Reich hat seinen König diesmal nach f5 beordert. Wolfgang Koelbl besitzt für den gegebenen Läufer mittlerweile vier Freibauern, die schwerlich alle aufzuhalten sein dürften. Der Vorjahressieger könnte seine Ambitionen auf eine Topplatzierung hier frühzeitig begraben müssen.

Weiß zog hier direkt 55.e7, wonach Schwarz gerade so noch alles zusammenhalten kann. Nach 55.Se5+ oder 55.Se7+ hätte Schwarz dagegen entweder den Bauern ziehen oder seinen Läufer durch eine Gabel abtreten müssen.

Uli Weller bricht unter dem Druck der weißen Figuren zusammen und muss seinem Kontrahenten zum Sieg gratulieren. Auch IM Soham Das steht damit bei perfekten 4/4.

Diesmal steht Thomas Reichs König auf f7, von wo er den weißen Bauern auf e7 im Auge behalten muss. Einen Bauern hat Schwarz zurückbekommen, doch sind all seine Figuren nun an die Bewachung weißer Freibauern gebunden. Hier könnten sich bald Zugzwangmotive ergeben.

An Tisch 10 hat sich IM Reichs König zur Abwechslung einmal nicht von der Stelle gerührt. Inzwischen ist der letzte schwarze Bauer vom Brett verschwunden: Weißer Springer und drei Bauern gegen Springer und Läufer bei Schwarz. Wolfgang Koelbl sucht angestrengt nach einem Weg voran.

Und in diesem Moment endet die Partie unentschieden. Thomas Reich konnte damit zum wiederholten Male eine sehr schwierige Position verteidigen. Mit 2,5/4 wird er gleichwohl nicht zufrieden sein.

Fünf Partien laufen noch.

Aktuell sind noch vier Partien im Gange. An Tisch 15 spielt Lokalmatador Maximilian Döbel mit einer Mehrqualität gegen die favorisierte Helene Giss vom SC Dillingen.

Maxi Döbel gewinnt gegen Helene Giss auf Zeit und Stellung. Eine Partie läuft noch, ein Turmendspiel auf Brett 20 zwischen Dominik Höpfl und Mathis Junker. Hier ist Weiß klar im Vorteil.

Und Weiß gewinnt in diesem Moment. Damit ist die 4. Runde beendet.

Die 5. Runde startet heute Nachmittag um 15 Uhr. Die Auslosung erfolgt in Kürze.


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