Bühne frei zum 3. Freundschachts-Open im Wittelsbacher Schloss zu Friedberg!

Es ist angerichtet: Für die nächsten vier Tage dreht sich im Wittelsbacher Schloss zu Friedberg wieder alles um die 64 Felder, die die Welt bedeuten. Nach der Begrüßung durch unsere Chefköchin Sandra Blodig und den 2. Bürgermeister der Stadt Friedberg, Herrn Richard Scharold, gibt Hauptschiedsrichter Fabian Wölfle um 10.40 Uhr die Bretter zur ersten Runde frei. Wir berichten an dieser Stelle wie gewohnt live aus dem Turniersaal – bleibt dran!

Nach nur rund 15 Minuten ist bereits die erste Partie des diesjährigen Opens beendet: An Tisch 71 gewinnt Lokalmatador Leonas Brugger mit Schwarz gegen den vereinslosen Patrick Tschuri.

An Brett 1 zwischen Carlos Amado-Blanco aus der Schweiz und dem ukrainischen Großmeister Li Min Peng wird eine Pirc- bzw. Moderne Verteidigung debattiert. Weiß vertreibt den schwarzen Sc6 früh mit d4-d5, doch taucht dieser kurz darauf bereits wieder auf b5 auf und nimmt den Verteidiger des weißen Bauern e4 aufs Korn. Um den wichtigen Zentralbauern zu behalten, sieht sich der Anziehende genötigt, einen Doppelbauern auf c2 und c3 zu akzeptieren, der nun umgehend aus diagonaler Richtung unter Beschuss gerät. Der Meister zieht hier bislang, ohne lange nachzudenken.

Tisch 2 mit IM Vadym Petrovskiy und Michael Tsiapouris sieht einen königsindischen Aufbau bei Schwarz, gegen den Weiß beide Läufer fianchettiert hat. Diese wirken gut auf ihren Diagonalen; Schwarz indes hat taktisch den thematischen Vorstoß e7-e5 durchgesetzt. Der Zeitverbrauch beider Kombattanten hält sich derzeit etwa die Waage.

GM Bryan Smith muss sich am 3. Brett mit einer kreativen Behandlung seiner französischen Verteidigung durch Jens Wietschorke von Caissa Augsburg auseinandersetzen. Schon früh erscheint ein weißer Bauer auf b5; dessen rückständiger Kollege auf c3 könnte perspektivisch einmal ins Visier der schweren schwarzen Figuren geraten. Der weiße Bauer auf e5 steht bereits unter Feuer, wird aber hartnäckig verteidigt. Weiß möchte augenscheinlich gerne am Königsflügel angreifen, doch wird der Großmeister darauf gewiss ein Auge haben.

Ebenfalls eine eher seltene Variante hat an Tisch 47 Ulrich Schrauder gegen Lokalmatador FM Vadim Lavrinenkov ausgepackt. Im Trompovsky-Angriff gibt er früh das Läuferpaar auf, um Schwarz einen Doppelbauern in der f-Linie zu verschaffen. Wenig später lässt sich der Nachziehende im Zuge des Damentauschs einen weiteren Doppelbauern auf der b-Linie machen. Diesen gedenkt Schwarz allerdings als Waffe gegen die noch makellose weiße Bauernstruktur einzusetzen, ebenso wie den doppelten f-Bauern. Sollte sich die Stellung öffnen, dürfte das schwarze Läuferpaar auf Dauer schwerlich zu zähmen sein.

Die dritte seltene Eröffnung hat der Berichterstatter bei Moritz Ramming und Norbert Klipsch auf Brett 24 erspäht: Bent Larsens Patentzug 1.b3. Nachdem er den schwarzen Zentralbauern e5 gewonnen hat, leitet der Anziehende mittels c2-c4 in Igel-Gefilde über, woraufhin Schwarz mit Sb4 den Druck auf den weißen Bauern auf d3 erhöht.

Eines der – bei 40 Prozent Jugendquote sehr zahlreichen – Duelle „Jung versus Erfahren“ gibt es an Tisch 53 zwischen Elias Zhu und Stefan Pachmayr zu bestaunen. Gegen die Caro-Kann-Verteidigung greift Elias zur langen Rochade und setzt seine Königsflügelbauern gegen die schwarze Rochadestellung in Marsch. Optisch macht das durchaus Eindruck, doch hat der Nachziehende viele Figuren um seinen König versammelt und lauert sicher nur darauf, in die entstehenden Lücken der weißen Position zu stoßen. Man darf gespannt sein, wie sich die Dinge hier entwickeln werden.

Am 55. Brett nennt Konrad Radinger aus einem abgelehnten Damengambit heraus die beiden Läufer sein Eigen. Robin Lindner hingegen wird mit seinem Springerpärchen versuchen, auf den schwarzen Zentralfeldern d4 und c5 Stützpunkte zu etablieren und gelegentlich des Gegners Läuferpaar zu halbieren.

Lokalmatadorin Sofija Isaković muss sich an Tisch 69 mit dem beschleunigten Drachen Daniel Kossas befassen. Schwarz gelingt es früh, den wünschenswerten Vorstoß d7-d5 durchzusetzen; sein Zeitvorteil ist ein Indiz dafür, dass ihm die Variante besser vertraut sein dürfte als seiner Kontrahentin. Beide Könige stehen hier noch in der Mitte.

Am Spitzenbrett sieht weiterhin alles nach einer souveränen Vorstellung von GM Li Min Peng aus: 50 Minuten Zeitvorteil und ein positionelles Übergewicht, das sich gerade in einem Bauerngewinn materialisiert. Den Schuss …Lxg4 hat der Anziehende vermutlich übersehen – der Läufer ist tabu, da sonst ein Turmopfer den weißen König in ein Mattnetz zwingen würde.

An Tisch 2 hat der Favorit inzwischen auch 20 Minuten Zeitvorteil angesammelt. Der schwarze Bauer auf d6 steht unter Feuer, doch könnte der Nachziehende sich im Gegenzug am weißen Bauern auf e2 schadlos halten. Schwarz hat einen Springer auf c5 etabliert, doch bestimmt das Geschehen hier bislang IM Petrovskiy.

Bei Wietschorke – GM Smith hat sich der Pulverdampf etwas gelichtet: Die Bestandsaufnahme ergibt einen Mehrbauern für Schwarz sowie das Läuferpaar, außerdem 30 Minuten Zeitvorsprung. Auch den Damentausch kann Weiß wohl kaum verhindern, doch hofft er, womöglich mit seinen Türmen auf der siebten Reihe einzudringen. Insgesamt sieht das aber vielversprechend aus für den Nachziehenden.

Die Begegnung am 1. Brett ist zu Ende: Carlos Amado-Blanco schlägt den schwarzen Läufer und erlaubt seinem Kontrahenten ein sehenswertes Mattfinale, beginnend mit Th2+.

Die Endstellung bei GM Peng – Amado-Blanco: Nach 30.Kxh2 Df2+ wäre 31…Th8# nicht mehr zu verhindern.

FM Vadim Lavrinenkov schickt sich an, den Druck auf den weißen Bauern auf c3 zu erhöhen. Sein weißfeldriger Läufer auf b7 wirkt nicht besonders, erschwert allerdings e3-e4 von Weiß. Es ist nicht ganz klar, wie Weiß hier weiter vorgehen soll, ohne das schwarze Läuferpaar zu aktivieren. Jedenfalls kann der Anziehende auf einen Zeitvorteil von rund 25 Minuten verweisen.

Norbert Klipsch ist es gelungen, Moritz Rammings Bauern auf d3 zu erobern. Dafür musste er allerdings einen Doppelbauern auf der f-Linie in Kauf nehmen und sich auf undurchsichtige taktische Verwicklungen einlassen, die auch den inzwischen aufgewachsenen Zeitnachteil von rund 40 Minuten erklären dürften. Wird Moritz Ramming einen Haken an der schwarzen Operation ausfindig machen können?

An Tisch 53 ist der weiße Bauernsturm am Königsflügel nicht vorangekommen. Stefan Pachmayr hingegen hat einen Bauern bis nach a3 getrieben und damit die schwarzen Felder um den weißen König geschwächt. Hier steht ein komplexer Kampf bevor, bei dem gegenwärtig allerdings Schwarz die besseren Karten in der Hand zu halten scheint.

Am 55. Brett hat Konrad Radinger Qualität und Bauer eingebüßt; sein einstiges Läuferpaar ist ebenfalls nicht mehr intakt. Verständlicherweise versucht der Nachziehende nun, am Königsflügel Verwirrung zu stiften, doch ist eine gefährliche Initiative auch angesichts des reduzierten Materials nicht recht in Sicht.

Daniel Kossa hat inzwischen einen Bauern gewonnen; ansonsten ist noch nicht viel passiert. Die Bedenkzeiten liegen wieder auf ähnlichem Niveau und beide Könige stehen nach wie vor in der Mitte, was nach dem Damentausch aber nicht weiter von Bedeutung ist. Insgesamt stehen die Chancen hier für Schwarz besser.

An Tisch 2 verfügt Weiß nach wie vor über Raumvorteil und etwas Zeitvorsprung, doch Michael Tsiapouris hält hier weiterhin gut mit. IM Petrovskiy überlegt gerade, wie er Fortschritte erzielen könnte.

Jens Wietschorke ist gegen GM Smith in einem Endspiel mit Turm und Springer gegen Turm und Läufer bei noch immer einem Minusbauern gelandet. Zudem hat der Anziehende rund 25 Minuten weniger auf der Uhr. Die Aussichten für den Augsburger scheinen hier nicht allzu rosig zu sein.

Ulrich Schrauder hat seine Türme auf der offenen g-Linie verdoppelt und einen davon auf g7 gezogen. Da FM Lavrinenkov an die Deckung seines Bauern auf f7 gebunden ist, bleibt sein Th8 vorerst außer Spiel. Allerdings bindet der Aufmarsch auch beim Anziehenden viele Figuren und so nimmt es nicht Wunder, dass am anderen Flügel in diesem Moment ein weißer Bauer über Bord geht. Zeitlich hat der Augsburger Lokalmatador zwar 20 Minuten Rückstand auf seinen Kontrahenten, doch könnte die Stellung bei Weiß nun schnell auseinanderbrechen. Wir bleiben dran.

Am 24. Brett ist der Kampf bereits beendet: Mit präzisem Spiel ist es Moritz Ramming gelungen, die kurz aufflackernde Initiative Norbert Klipschs zu neutralisieren – mehr noch, Moritz konnte seinerseits taktisch eine Figur erbeuten. Die Verwertung des weißen Vorteils war für ihn dann nicht mehr schwierig.

Mit 15.Sd4! widerlegte Moritz Ramming die taktische Idee des Nachziehenden, die auf der Abzugsdrohung des Ld6 fußte.

Ebenfalls beendet ist die Begegnung an Tisch 53: Hier konnte die Erfahrung den Ansturm der Jugend zurückweisen. Stefan Pachmayr setzt zu einem durchschlagenden Konter gegen die lange weiße Rochadestellung an und bringt den weißen Monarchen mit seiner schweren Artillerie zur Strecke.

31…c4! öffnete an Tisch 53 den Zugang zum weißen König, der acht Züge später matt war.

An Brett 55 war Weiß nach einem taktischen Versehen gezwungen, seine Mehrqualität zurückzugeben. Zugleich wurde dadurch aber auch die Stellung vereinfacht und das schwarze Angriffspotential auf ein Minimum reduziert. Der weiße Mehrbauer, der zudem ein entfernter Freibauer auf a2 ist, wird in jedem Endspiel ein ziemliches Pfund darstellen.

An Tisch 7 ging es nun tatsächlich ziemlich schnell: FM Vadim Lavrinenkov meldet einen Sieg gegen Ulrich Schrauder.

Ulrich Schrauder ging hier mit 25.Sg5 volles Risiko, doch nur zwei Züge später stand 0:1 auf dem Partieformular.

Und auch GM Bryan Smith schreibt einen ganzen Punkt gegen Jens Wietschorke, da sein a-Bauer unaufhaltsam der Umwandlung entgegenstrebt. Das war eine souveräne Vorstellung aus schwarzer Sicht.

Die Schlussstellung bei Wietschorke – GM Smith: Der schwarze a-Bauer ist nicht mehr aufzuhalten.

Sofija Isaković ist es gegen Daniel Kossas Figurenaktivität nicht gelungen, Kompensation für ihren Minusbauern nachzuweisen. Der Nachziehende setzt ihr mit seinem Läuferpaar schwer zu und erobert schließlich taktisch Material, was zur Aufgabe nach 25 Zügen führt.

Ein dominantes Läuferpaar bei S. Isaković – Kossa.

Nach 3½ Stunden laufen noch einige Partien der Auftaktrunde; wir befinden uns aktuell in der ersten Zeitnotphase.

Die Begegnung an Brett 2 ist inzwischen beendet: Hier setzt sich der Favorit mit den weißen Steinen durch. Der kühne Vormarsch seines e-Bauern brachte IM Petrovskiy taktisch eine Qualität ein, wonach der Widerstand seines Kontrahenten Michael Tsiapouris letztlich vergebens war. Bis Brett 12 gab es somit keine Überraschungen.

Mit 36.e6! hob IM Vadim Petrovskiy die schwarze Stellung aus den Angeln.

Von Tisch 55 wird ein Schwarzsieg gemeldet, für den Berichterstatter zugegebenermaßen unerwartet. Konrad Radinger ist es tatsächlich gelungen, seinem Gegenüber Martin Drexler weitere taktische Stolpersteine in den Weg zu legen, wonach er am Ende selbst zwei gesunde Mehrbauern sein Eigen nennt. Der Anziehende wird mit diesem Partieausgang gewiss nicht zufrieden sein, hatte er doch einen nominell deutlich stärkeren Gegner bereits am Boden.

Hier war die Welt für Weiß noch in Ordnung bei Drexler – Radinger.

Drei Partien sind noch im Gange, darunter an Tisch 13 diejenige zwischen Johannes Wolfmaier junior und Maximilian Bildt. Der Anziehende hat hier ein Endspiel mit Mehrbauer gegen den wertungsmäßig hohen Favoriten erreicht hat, der zudem mit schwerer Zeitnot kämpft.

Maximilian Bildt bietet im Endspiel mit Turm, Springer und zwei Bauern gegen Turm, Springer und einen Bauern Remis an, was Johannes Wolfmaier junior ohne langes Zögern akzeptiert. „Stark gespielt“, gibt Bildt seinem Kontrahenten noch mit auf den Weg in die wohlverdiente Mittagspause.

Johannes Bosch gewinnt seine Schwarzpartie gegen Ny Koloina Andrianarison. Die letzte Begegnung der laufenden Auftaktrunde wird an Brett 36 zwischen Julian Schleicher und Stefan Holuba ausgefochten, ein Turmendspiel mit Mehrbauer bei Weiß.

Und in diesem Moment endet diese Partie remis. Damit sind alle Spiele beendet und die Auslosung für die Nachmittagsrunde (16 Uhr) kann in Kürze stattfinden.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert