Leute, es gibt ja, wie ich höre, so einige Fragen, die sich der interessierte Patzer stellt. Der durchschnittliche Vereinspatzer bis DWZ 2300 kann das schachliche Geschehen auf der Weltbühne natürlich nur verständnislos aus der Perspektive eines geschlagenen Bäuerleins vom Brettrand aus verfolgen. Da fragt er sich dann also: Wie lange muss ich noch verwirrende italienische Zugumstellungen auswendig lernen, weil das bei Großmeistern in Mode ist und andere Patzer dann denken, ich könnte Schach spielen? Wann bringt DGT, abgesegnet von der FIDE, das erste Modell einer Schachuhr mit KI raus, damit ich auch beim Schachspielen nicht mehr nachdenken muss, sondern ChatGPT fragen kann? Am dringlichsten fragt sich der Patzer natürlich aber: Wo ist eigentlich Schachfreund Norris?
Da isser. Heftig beschäftigt wie immer. Zu den Turnieren der Supergroßmeister werde ich ja schon länger nicht mehr eingeladen, weil das unfair wäre (und es für meine Gegner die KI-Schachuhr noch nicht gibt). Dafür bin ich dort als Sekundant gefragt. Das kommt aus dem Lateinischen (für Patzer: Sprache der alten Römer) und heißt: einer, der beglückt. Nicht nur Frauen schätzen mich als Sekundant, sondern eben auch Carlsen und die anderen Jungs. Gerade läuft in Saint Louis ja der Sinquefield Cup. Ausgetragen vom zweitwichtigsten Schachclub der Welt, nach den Schachfreunden Augsburg. Die machen das mit dem Turnier nicht schlecht. Nicht ganz so wie wir beim Freundschachts-Open, aber immerhin, sie geben sich Mühe. Jedenfalls bin ich da gleichzeitig der Sekundant von neun der zehn Spieler. Nur Abdussatorov wollte mich nicht, daher hat er auch erst einen halben Punkt aus vier Runden. Das erklärt auch, warum es wieder so viele Remis gibt: Eigentlich spiele ich da an jedem Brett gegen mich selbst.
Nebenbei habe ich genug Zeit, mich um unser eigenes Open für dieses Jahr zu kümmern. Alle anderen Leute aus unserem Verein möchten gern dabei sein, sagen zu mir immer: „Lass uns dir ein bisschen helfen! Wir wollen auch was machen!“ Wollen ist halt nicht können, das weiß der Patzer nur nicht. Danke, aber ich mach das schon. Kein Problem. Ihr seid trotzdem keine ganz schlechten Menschen. Man muss auch mal loben können.
Dieses Jahr ist bei unserem Open alles neu. Alles. Sogar das Essen. Macht natürlich Arbeit, aber für mich kein Ding. Letztes Jahr haben wir ja schon viel verändert: noch höheres Preisgeld, noch mehr Meisterspieler und dank euch noch mehr Blunder. Deshalb gehe ich lieber Zwiebeln schälen, als euch zuzugucken. Aber dieses Jahr schlägt alles. Wir machen alles neu! Denn wir ändern gar nichts. Es bleibt einfach alles so, wie es ist. Mal sehen, ob es jemand von euch Superhirnen merkt. Ich freu mich auf euch. Nicht nur, weil es dann wieder was zu lachen gibt.
Schreibe einen Kommentar