Hier spricht der Meister

Leute, hier spricht der Meister. Das muss ich mal betonen, auch wenn Bescheidenheit zu meinen vielen großen Stärken gehört. Denn es gibt Konkurrenz: vier Großmeister, zwei Internationale und drei FIDE-Meister. Wisst ihr, was einen Schachmeister auszeichnet? Nichts. Schaut euch am Samstag vor der ersten Runde im Spielsaal um: Die Leute, die am unscheinbarsten und normalsten aussehen, das sind die Meister. Wenn ihr also erfolgreich spielen wollt, zieht euren ältesten Pulli an. Lieber Löcher in der Kleidung als in der Stellung.

Gut, es gibt natürlich auch Ausnahmen: den Modedesigner Firouzja oder Aronian mit seinen schicken Hemden. Manche erkennt man auch am Verhalten. Amateure zerlegen keine Hotelzimmer. Jedenfalls bitten euch die Friedberger Hoteliers darum.

Ich selbst weiß noch nicht, ob ich beim Freundschachts-Open antrete oder doch lieber beim World Cup in Goa, um mir einen Platz fürs Kandidatenturnier zu sichern. Aber wenn ich unter euch weilen sollte, erkennt ihr mich sofort. Wo Schachfreund Norris einen Bauern nur ansieht, wird schon eine Dame draus. Wenn er eine Dame ansieht, schmilzt sie dahin. Mit meinen Damen plaudere ich natürlich auch gerne. In jedem guten Schachbuch steht, dass man das machen soll: Sprich mit deinen Figuren! Mir antworten sie sogar. Wenn ihr eure Runde dreht und hört, wie eine Figur flüstert: „Ja, mein Meister!“, dann spiele ich da.

Eine ganz wichtige Rolle bei unserem Open hat der Hausmeister. Was gibt es da zu lachen? Spielt mal fünf Stunden auf dem Fußboden Schach, da wird euch der Wert des Tisches bewusst, den er euch hingestellt hat. Zur Begrüßung kommt der Bürgermeister, in der Küche wirbelt für euch eine Meisterköchin. Ihr seht, wir legen Wert auf Qualität. Auch beim Schach. Passt ihr also mal schön auf eure kleinen Meister auf: immer rechtzeitig rochieren!

Viel Freude euch beim Turnier

euer Meister aller Klassen, Schachfreund Norris

Bild: Meisterliche Kleidung. Lizenz: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Pullover_%28AM_1982.276-1%29.jpg


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